Kürzlich habe ich eine Todesanzeige gesehen, in der es nach dem Namen in Klammern noch ein Kürzel hatte. So wie ich im Geschäft der „lfe“ bin. Ich habe kein Problem damit, das soll jeder halten wie er will. Aber mir sind da gleich verschiedene Dinge eingefallen, unter anderem wie viele Identitäten ich selber schon hatte. Ich meine sehr unspektakuläre Identitäten, nicht so Undercover- oder Doppelagenten-Zeugs.
Es ist ja tatsächlich erstaunlich, was einige Buchstaben aus einem machen können. Ich bin also momentan der lfe, war aber auch schon der frl und ganz simpel: der LF. In meinen Jugendjahren war das noch etwas bewegter, da war ich der Lori, der Lolo, der Liz, der Gipfel (nicht im Sinne von „das ist jetzt der Gipfel!“, ob positiv oder negativ, sondern wegen meiner ungesunden Rückenhaltung), der Benz und, ich gestehe: der Fenchel. Wobei mir das immer noch unverständlich ist.
Aber zurück zu den Todesinseraten: Andere führen ja ihre Ausbildung oder ihren ehemaligen Beruf auf. Auch hier gilt: jeder nach seinem Geschmack. Aber sagen wir es so: Ich habe noch nie die Todesanzeige einer Putzfrau oder eines Lageristen gesehen. Ich habe mir überlegt, was da dahinter stecken könnte. Ist es eine Art Empfehlungsschreiben für den neuen Bestimmungsort? Mich kann man immer gebrauchen? Persönlich bin ich bis jetzt davon ausgegangen, dass man im Himmel nicht mehr arbeiten muss. Vielleicht geschieht es auch aus purer Gewohnheit, den Beruf anzugeben. Man muss das ja überall tun: Wenn man ins Ausland will, eine neue Karte bestellt oder im Bündnerland die Kurtaxe bezahlt.
Das Kürzel hingegen könnte auch ein Statement gewesen sein, beispielsweise ein Symbol der Vergänglichkeit. Kürzel haben aber auch etwas Lustiges, wenn sie an Dinge aus dem Leben erinnern. Beispielsweise der Peter Valentin Christen, das wird schnell zu PVC. Oder der Lukas Suter-Degen: LSD. Das bringt man einfach nicht mehr weg. Und der Walther Thomas Felbinger: WTF. Ich meine in der heutigen Welt muss man auf solche Dinge achten. Sonst wird das schnell falsch verstanden.
Ich merke, das ist alles gar nicht so einfach. Höchste Zeit, sich schon mal über die eigene Todesanzeige Gedanken zu machen. Und beim passenden Kürzel mit der Arbeit aufzuhören.