Medien: Gehalt oder Gewalt?

Es heisst ja, Medien seien die vierte Gewalt im Staat, als weiteres Element der Gewaltenteilung und eben der Kontrolle. Ich finde diese Rolle tatsächlich auch wichtig, aber 20 Minuten lässt mich manchmal an dieser Aussage zweifeln. Kürzlich wieder die Schlagzeile zuoberst: «Riesenärger bei Kunden wegen Spezial-Murmeln – Migros sagt Sorry». Diverse (drei? fünfzehn? fünftausendzweihundertdreiundachtzig?) Migros-Kunden kauften extra für Hunderte Franken ein, um eine spezielle Sammel-Murmel zu erhalten. An den Kassen wurden sie enttäuscht. Die Migros entschuldigt sich.

Ich kann ja verstehen, das man sich hier als Betroffener aufregt, hätte ich auch getan. Aber wie hat so etwas einen Beitrag in 20 Minuten verdient? Ist das unter irgendeinem Punkt relevant – abgesehen vom Empörungsfaktor? Und warum lesen das die Leute? Ich beziehe mich natürlich in den Tadel ein, schliesslich habe ich das auch getan, obwohl ich sozusagen professionelle Gründe anführen könnte.

Die nächste Meldung, während dem Durchscrollen, war dann: «Brian zerstört unzerstörbare Zelle». Der neu errichtete Spezialtrakt in der Strafanstalt Pöschwies hat fast 2 Millionen Franken gekostet. Und Brian hat ihn bereits am ersten Tag unbrauchbar gemacht. Was soll man da noch sagen? Tönt widersprüchlich? WTF? Respekt? Pffff?

Und dann zuletzt: «Sex mit Escorts ist rausgeworfenes Geld». Da dieser Beitrag unter Medienkritik läuft muss ich fairerweise sagen, dass dies kein redaktioneller Text, sondern ein «paid post» und auch so gekennzeichnet war. Vielleicht ist das gerade Teil des Problems – irgendwie gar kein Unterschied mehr zu erkennen.

Aber nach langer und tiefer Reflexion habe ich endlich erkannt, was der rote Faden ist. 20 Minuten hat eben doch Relevanz – und eine eindeutige Botschaft: Alle haben viel bezahlt und wenig dafür bekommen …

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