Bünzli

Bünzli – was für ein Wort! Ein entfernter Verwandter aus alten Zeiten. Etwas aus den Siebziger-Jahren. Etwas, das nichts mit mir zu tun hat. Dachte ich. Jetzt bin ich selber einer. Das sagt zumindest unser älterer Sohn: wir seien Bünzlis.

Ich musste natürlich nachschlagen. Laut Wikipedia ist ein Bünzli „ein Schweizer Familienname, anderseits eine abwertende Bezeichnung für eine geistig unbewegliche, kleinkariert denkende und ausgeprägt gesellschaftskonforme Person, mithin ein Synonym für Spiessbürger“. Das ist der Duden noch gnädiger, der begnügt sich mit Spiessbürger.

Man muss zuerst mit so etwas fertig werden.

Aber ich muss sagen, der Sohn hat recht, rein statistisch gesehen: Verheiratet, zwei Kinder, die Hälfte eines Doppel-Einfamilienhauses, Samstag Rasen mähen, zwei- bis dreimal pro Jahr in die Kirche. Braucht es noch weitere Beweise? Es stört mich, wenn ich im „coop to-go“ an der Kasse geduzt werde. Es ärgert mich, wenn ich im Zug stehen muss und junge Menschen sitzen. Es macht mich aggressiv, wenn andere Leute beim Glascontainer auch noch ihren Hausrat entsorgen.

Andererseits, es gibt auch Gegenargumente: Ich sehe für mein Alter immer noch jugendlich aus (sagen Andere), ich mache für mein Alter viel Sport, ich höre moderne Musik, sogar Virus, ich kann mich immer noch über kindisch über einen Sieg im Badminton freuen …

So ging das weiter, bis ich gemerkt habe: Was ich jetzt mache, das ist WIRKLICH bünzlig!

PS: In meiner Kindheit wurde ich Benzli gerufen. Was ein Buchstabe ausmachen kann …

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