Im Tages-Anzeiger vom Donnerstag war zu lesen, dass eine Wohnbaugenossenschaft in der Stadt Zürich überlegt, Kriterien zur Zusammensetzung ihrer Mieter zu erstellen. Diskutiert wird offensichtlich die Einführung von Quoten: 30% Bewohner mit tiefen Sozialstatus, 33% Ausländer, die «sichtbar» (!), «lesbar» (!!) und «hörbar» (!!!) anders (!!!!) sind, 20%, die mit dem Velo zur Arbeit fahren. Dann noch 5% Kinder mit alleinerziehenden Eltern, 5% Arbeitslose, 5% Behinderte, 5% «LGBTIQ»-Paare sowie 1% Menschen mit «non-binärer Geschlechtsidentität». Abgesehen davon, dass man die Veganer wieder mal vergessen hat: Man kann sich jetzt verschiedenes dabei denken. Das Spektrum reicht wohl von «höchste Zeit!» bis «seid ihr noch gescheit?».
Das grosse Geheimnis, auf welchem Teil der Skala ich mich bewege, bleibt ein Geheimnis. Der Grund, warum es diese Diskussion bis in meinen Blog geschafft hat, ist ein anderer. Sie hat eine Erinnerung an meine Jugendzeit hervorgerufen. Ich sehe es noch vor mir. Ein Freund und ich, wir sitzen in einem Befragungsinstitut und erfahren, wie viel Geld wir pro ausgefüllten Fragebogen erhalten. Ich weiss den Betrag nicht mehr, aber in Gedanken haben wir unseren Lohn hochgerechnet und am Ende der Woche sahen wir uns mit einem Drink in der Hand in New York in einem Dach-Pool sitzen, einfach ohne Bling-Bling, das gab es damals noch nicht.
Ich gebe zu, das war etwas naiv. Leider haben wir genau das mit der Quote zuwenig bedacht. Die Fragebogen waren Ortschaften zugeteilt, und die befragten Personen mussten bestimmten Quoten entsprechen, insbesondere Alter und Geschlecht. Natürlich wegen der Repräsentativität. Das hat uns das Geschäft versaut. Wir sassen nicht mehr am Pool in New York, sondern blieben schon am Flughafen Zürich sitzen. Und – auch das gebe ich hier gerne zu – haben dann etwas an der Quote geschraubt, es war einfach zu mühsam. Sozusagen unmöglich. Ich entschuldige mich nachträglich bei allen politischen Parteien, die aufgrund meiner jugendlichen Non-Chalance falsche Schlüsse für ihre Kampagnen gezogen haben.
Was mich also meine Jugendzeit gelehrt hat: Das mit Quoten kann ziemlich schwierig werden. Und wenn ich das auf die Wohnbaugenossenschaft übertrage, habe ich so meine Befürchtungen, wo es hinführt. Ausländer bewerben sich in typischer Landeskleidung, die sie noch nie getragen haben. Der Ehemann gibt sich als homosexueller Asylant aus einem muslimischen Land aus (merke: das gibt mindestens drei Punkte, alleinerziehend kommt nämlich noch dazu). Oder man besorgt sich ein Velo, um die Ecke kann man dann wieder das Tram nehmen.
Ich bin einfach zu wenig gutgläubig, um etwas anderes zu sehen. Aber offensichtlich gehöre ich zu einem Menschenschlag, der schon in der Jugend wenig Skrupel hatte.
Ergibt zusammen 104 Prozent. Quelle watson.ch …?
Die Gentrifizierung treibt bisweilen seltsame Blüten, nicht nur im Fach Mathematik. Auch die deutsche Sprache leidet massiv unter der Gentrifizierung: Müsste man „Zollhaus“ nicht mit „T“ schreiben?
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