Am Pranger

Es kommt ja in Mode, dass wir Konsumenten immer mehr Arbeit der Produzenten übernehmen. Das Self-Scanning beim Einkaufen ist auch so ein Ding. Aber in diesem Fall muss ich sagen: eine tolle Sache, ich liebe es. Einkaufen geht ruck-zuck, kein Anstehen an der Kasse, man kann sich als Kind im Mann sogar Rollenspiele vorstellen, Wyatt Earp, der Held des wilden Westens, der die bösen Bankräuber abschiesst oder vielleicht Luke Skywalker, einfach ohne Laserschwert. Bei dieser Gelegenheit eine kleine Anregung an die Migros, weil ich ja ein Migros-Kind bin: So ein Mechanismus, mit dem man den Preis mit einer Schlagbewegung einscannen könnte, würde das Erlebnis noch erhöhen. Und wenn dann noch so ein Geräusch wie eine sterbende Neon-Leuchte ertönte, das wäre herrlich …

Ich will mich nicht lustig machen, wie gesagt, ich liebe Self-Scanning. Ich habe nur ein Problem: die Stichprobe. Irgendwie macht sie alles wieder kaputt. Luke Skywalker stürzt ins eigene Laserschwert und verblutet. Es ist wohl ein Problem des modernen Menschen: der Spagat zwischen Vernunft und Emotion. Ich weiss natürlich, dass es Sinn macht, die Listen ab und an zu kontrollieren. Und ich weiss auch, dass es möglicherweise die Produkte verteuert, wenn man dies nicht machen würde. Aber ich fühle mich jedes Mal wie ein Angeklagter vor Gericht und warte schweisstriefend darauf, dass sie mich direkt neben der Rolltreppe an den Pranger stellen und mir mit nicht abwaschbarer Farbe «Hat nicht eingescannt!» auf die Stirne schreiben. Und jeder, der Lust hat, darf mir einen faulen Apfel ins Gesicht werfen. Wie gesagt, es nimmt einem die ganze Lust.

Liebe Migros, ich hätte da einen Vorschlag. Wenn sie sich schon nicht vermeiden lässt, die Stichprobe, wie wäre es mit einem positiven Anreiz: jedes Mal, wenn bei der Kontrolle bestätigt wird, dass ein Produkt eingescannt wurde, macht es “Klingklongklung” und stoppt eine Bahn der Glücksspielmaschine, die neben der Kontrollstation steht. Und wenn drei gleiche Symbole nebeneinander stehenbleiben, gewinnt man etwas. Beispielsweise ein wenig Kleingeld. Oder eine “Ich darf bei der Stichprobe einmal aussetzen”-Karte.

Ich weiss, es ist nicht vernünftig. Aber ich würde mich dann wieder über das Einkaufen freuen. Und über jede Stichprobe.

2 Gedanken zu “Am Pranger

  1. Man könnte die Shopping Experience Journey noch viel reizvoller gestalten, wenn man den Customer auf der Migrosfarm direkt an das Kuheuter lässt, um die Milch selber abzufüllen, und ihm eine Leiter gibt, damit er die Äpfel selber vom Baum pfücken kann. Die Migros könnte sich darauf beschränken, die Selfscanning-Kasse zu betreiben. Eine klassische Win-win-Situation: mehr Ge-Win für die Migros und mehr Fun für die Kundschaft!

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