In den Zürcher Gefängnissen hat es noch Platz, habe ich kürzlich gelesen. Offensichtlich ist die Auslastung auf 89% gesunken, mit insgesamt 38’000 Aufenthaltstagen weniger als letztes Jahr. Das tönt im Zusammenhang mit Gefängnissen schon etwas lustig. Mein spontaner Gedanke war: Was meint wohl Zürich Tourismus dazu?
Trotzdem konnte ich die Meldung nicht so richtig einordnen. Der Soziologie denkt wohl: Wie schön, weniger Verbrechen, weniger Kriminalität, eine sicherere Welt. Ich kann am Abend wieder in Ruhe meinen Waldspaziergang machen oder in die Stadt, ohne ständig auf mein Portemonnaie schielen zu müssen.
Der Gedankengang des Ökonomen im mir ging etwa so: Verdammt, zu viel investiert. Die Auslastung muss sofort wieder verbesset werden!
Tja, was soll man da tun? Kann man den Gefängnisaufenthalt wieder attraktiver machen? Vielleicht mit Wireless und Senderprogramm inklusive Pay-TV? Mit Themenbuffets, mexikanischem Abend und etwas Tanz zum Schluss? Oder vielleicht mit regelmässigen Ausflügen, am Dienstag in den Rust-Park und am Donnerstag in die Berge? Man muss sich einfach etwas einfallen lassen, dann funktioniert das schon.
Der Soziologe und der Ökonom haben dann folgenden Kompromiss getroffen: Wir schaffen mit dem freien Platz billigen Wohnraum, selbstredend mit freiem Ausgang. Da haben doch beide etwas davon. In diesem Moment kam aber der Ethiker um die Ecke und hat wieder alles durcheinandergebracht. Das wäre irgendwie erniedrigend, hat er gemeint
Also mussten wir das anders lösen. Zu dritt haben wir uns dann geeinigt: Wir führen drakonische Strafen ein. Dann klappt das schon wieder, mit der Auslastung.