Alles anders

Ich gebe zu, es ist schon einige Monate her. Also nicht neulich, sondern vor einigen Monaten, habe ich folgende Schlagzeile im Blick am Abend gelesen: „Putins korrupter Korruptionsjäger“. Der oberste Korruptionsjäger von Russland wurde verhaftet, weil man 122 Millionen Dollar in bar in seiner Wohnung gefunden hat. Er soll unter anderem mehrere Wohnungen gekauft haben, eine davon lediglich zum Zweck, das Geld zu horten. Na ja, was bleibt einem anderes übrig im Zeitalter von Negativzinsen.

Der Chef der russischen Anti-Korruptionsbehörde hat seine Stellung benutzt, um sich selber schmieren zu lassen. Zuerst denkt man: Ja klar, Russland, wir sind nicht wirklich überrascht. Oder auch: Wer hat jetzt da wen rein gelegt? Vielleicht war es auch nur eine Fake-News, also post-wahr …

Aber dann habe ich mich gefragt, ob es das möglicherweise auch in anderen, weniger exotischen Berufen gibt. Und bei uns. Das jemand das Gegenteil von dem tut, das er tun sollte. Bspw. ein Kontrolleur, der selber Schwarz fährt. Ein Bademeister, der Leute ertränkt. Ein Verkäufer, der einkauft. Ein Torjäger, der Tore fängt. Ein Fussballer, der Kopfball spielt. Eine Putzfrau, die Dreck macht.

Bis ich gemerkt habe, dass das gar nicht so weit weg ist. Es gibt Metzger, die Gemüse verkaufen. Es gibt Lehrpersonen, die sich während der Unterrichtszeit selber weiterbilden. Und es gibt Bauern, die Geld dafür bekommen, ihr Land nicht zu  bewirtschaften.

Ja, wir leben in speziellen Zeiten. In Meilen beispielsweise werden die Steuereinnahmen neu durch die Gemeindeversammlung berechnet. Mit professoral beglaubigten geheimen Steuer-Zusicherungen. Und das ist wirklich wahr.

Ein Gedanke zu “Alles anders

  1. ‚Monsieur Parvenu‘ ist ein Träumer

    So ganz geheim sind die Steuerzusicherungen von ‚Monsieur Parvenu‘ doch nicht. Er freut sich sicher, wenn er von der Gemeinde für seine Zusicherung einen Einzahlungsschein geschenkt erhält. Das ist doch nur konsequent, oder?

    Mit den simplen Worten seiner Gemahlin wäre die Sprachbarriere zu ‚Monsieur Parvenu‘ und manch einem Stimmbürger zu überwinden gewesen:

    ‚Monsieur Parvenu‘ Du bisch en Träumer!

    Dies wäre genügend simpel und verständlich gewesen. Denn ‚Monsieur Parvenu‘ ist ein Träumer, indem er seine Steuererklärung im Schlaf ausfüllt und erstaunt ist, wenn er mehrere Millionen Nachsteuern zahlen muss.

    Auch träumt ‚Monsieur Parvenu‘, wenn er denkt, dass seine Steuernachzahlungen die Kasse der Gemeinde füllen. Gerade die gewollten Quer-Subventionen, resp. der Finanzausgleich, zwischen Gemeinde, Kanton und Bund schaffen gewollt einen Ausgleich. Auch hier träumt ‚Monsieur Parvenu‘, wenn er denkt, dass es wie in der Privatwirtschaft läuft, wo der erfolgreiche Vermögen und der Rest Schulden äufnet.

    Zuletzt hatte ‚Monsieur Parvenu‘ den Traum, nicht mehr Steuern zu zahlen, da ein höherer Gemeindesteuerfuss ihn doch millionenfach geschmerzt hätte. Dieser Traum dauert jetzt noch an.
    Hier zeigt sich die Herkunft von ‚Monsieur Parvenu‘. Ein vorsichtiger Unternehmer würde verstehen, dass langfristigen Verbindlichkeiten, den absehbaren erforderlichen Ersatzinvestitionen, auch genügend langfristige Eigenmittel gegenüberstehen sollten.
    Sorge bereitet nun die Aussicht auf ein böses Erwachen. Wenn zukünftig Schulden bei steigenden Zinssätzen angehäuft werden, sind drastischere Massnahmen, wie die stärkere Erhöhungen des Steuerfusses absehbar.

    Wie wird ‚Monsieur Parvenu‘ darauf reagieren? Möglicherweise zieht es ihn plötzlich in das freundlichere Rüschlikon, das aktuell mit einem Gemeindesteuerfuss von angenehmen 75% geradezu brilliert.

    Werden die Stimmbürger dann erkennen, dass sie mit ‚Monsieur Parvenu‘ einem ‚Till Eulenspiegel‘ gefolgt sind?

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