Sie kennen meine Lieblinge: Werbespots. Es ist wieder mal an der Zeit, einen liebevollen Blick darauf zu werfen. Kürzlich fragte ein kleines Glas ein grosses, in die Jahre gekommenes Glas in der Geschirrspülmaschine, ob es auch einmal so weiss werde wie das grosse. Gemeint war natürlich, ob es auch einmal so alt und verbraucht aussehen würde. Das versteht jeder, der selber schon einige weisse Haare hat. Und das grosse Glas war natürlich das Grosi.
Ich habe gedacht: interessante Perspektive. Wie kriegt so ein Glas Kinder? Ich meine, ganz praktisch gesehen. Scherben bringen nicht nur Glück, sondern auch Nachwuchs? Was passiert, wenn sich ein Bierglas mit einem Weinglas paart. Ist so dieses komische Degustationsglas ohne Stiel entstanden? Schlagartig wird mir klar, wieso ein moderner Geschirrspüler dermassen viele verschiedene Fächer hat. Wenn man hier beim Einsortieren nicht richtig aufpasst! Schliesslich ist es beim Waschgang wohlig warm, und die anderen sehen nicht, was man tut. Endlich verstehe ich, warum Holzkellen nicht in den Geschirrspüler gehören.
Was geschieht, wenn ein Glas in die Pubertät kommt. Bekommt es auch einen Stimmbruch? Will es nicht mehr rechtzeitig in den Glasschrank? Verweigert es zuerst das Gespräch und dann die gemeinsamen Ferien im Picknick-Korb?
Kann ein Glas ein anderes Glas mit seiner hohen Stimme zum Zerbersten bringen? Kann ein Glas eine Midlife-Crisis haben? Plötzlich Prosecco statt Wasser sein wollen? An seiner dickbauchigen Form verzweifeln? Oder an seinem breiten Fuss? Wenn es nicht mehr zum Aushalten ist, macht es dann Selbstmord im Glascontainer?
Kann ein Glas über den Sinn des Lebens nachdenken? Ich weiss es nicht.
Aber den Sinn dieser Werbung, den habe ich verstanden.