Kulturrausch?

Es ist wahrlich an der Zeit, diesen Blog wieder zu reaktivieren. Was mich aus dem Winterschlaf geholt hat? Auslöser ist ein Artikel in der NZZ (ja, auch die alte Dame kann inspirierend sein) und im Artikel geht es um Kultur und wenn sich dieser Blog nicht mit Kultur befasst, dann weiss ich auch nicht …

Konkret geht es um die Klubszene in der Stadt Zürich, gemäss Header «auch ein Standortfaktor», keine dumme Idee, das Wording der Zielgruppe anzupassen. Die Branche soll Subventionen bekommen, so fordert die Klubszene, weil es offensichtlich nicht mehr so läuft. Die Kosten sind durchs Band gestiegen, Mittel fehlen, um in neue Formate zu investieren, Reserven sind aufgebraucht.

So weit so gut – oder eben schlecht.

Interessant ist aber der Aufhänger für die Subventionsforderung: Es geht um Kulturförderung, weil, um etwas präziser zu sein (Zitat): «In der Kultur geht es neben dem kreativen Schaffensprozess darum, dass Menschen zusammenkommen und gemeinsam Emotionen erleben.»

Zwar ist die Zahl der Gäste stabil geblieben und bei den Klubs sogar etwas gestiegen. Aber es wird pro Kopf weniger ausgegeben. Es wird weniger Alkohol getrunken und das Problem ist offensichtlich, dass alkoholfreie Angebote dies nicht kompensieren, weil (Zitat): «Ohne Rausch kommen die Gäste kaum in Versuchung, über den Durst zu trinken.»

Wenn ich das alles richtig verstehe, besteht der kulturelle Aspekt also im Wesentlichen darin, dass man sich besäuft. Bei diesem Verständnis von Kultur fallen mir diverse Anlässe ein, die auch noch für die Kulturförderung qualifizieren, bspw. Fussballspiele oder Junggesell*Innenabende. Die müssten ja mittlerweile das gleiche Problem haben. Oder Gottesdienste. Da wird zwar kein Alkohol getrunken, oder je nach Ausrichtung höchstens durch einen, aber da kommen auch Menschen zusammen und erleben gemeinsam Emotionen.

Aber ich will konstruktiv bleiben, deshalb mein Vorschlag zur Güte: Die Stadt Zürich soll künftig fair produzierten Himbeersirup in den Zürcher Klubs subventionieren. Da haben alle etwas davon: Die Produzenten, die Gäste, die Klubszene und die Alkoholprävention. Prost!


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5 Gedanken zu “Kulturrausch?

  1. Lieber Lorenz. Gut bist du aus dem Winterschlaf erwacht. Das ist ja wirklich ein Blog wert. Stimme dir voll zu. Der Himbeersaft könnte dann mit der Zeit auch in die nähere und fernere Kulturszenen vom Zürich- bis zum Walensee und darüber hinaus exportiert werden.

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  2. Vielen Dank Lorenz für Deine humorvollen Inspirationen, welche mir – und ganz bestimmt nicht nur mir – gefehlt haben. Da Cannabis (leider!?) bald legalisiert wird, braucht es noch weniger Alk, um in Stimmung zu kommen. Ich glaube, dann reichen Sirupsubventionen nicht mehr aus, um den Umsatzausfall auf den Getränken auszugleichen. Aber der Staat wird sicher bald Kulturjoints zwecks geselligem Zusammenkommen subventionieren. Einzige Verhinderungshoffnung dürfte ein gewisser Herr Trump mit seinen Dekreten sein.

    Weiter so! Danke und Gruss

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