Perpetuum mobile

Nach der NZZ kommt wieder die Mutter der Inspirationsquellen zum Zug, 20 Minuten, aber nicht für den Journalistenpreis, da käme eher «Taylor Swifts Lover sitzt im Privatjet nach Down Under» in Frage, denn ohne dieses Wissen wäre die Welt einfach weniger gut ergründet, sondern wegen der Erfindung des journalistischen Perpetuum Mobile.

Zwar ist der Artikel mit dem Titel «Easyjet muss wegen Prügelei zweier Frauen umkehren» auch nicht zentral zur Erklärung der Welt, aber man möchte doch etwas mehr wissen (mindestens ich wollte das, ich gebe es zu). Und so geht es nach dem Titel weiter:

  • Im Header steht: Kurz nach dem Start des Fluges geraten zwei Frauen aneinander.
  • In «Darum gehts» wird zusammengefasst: Auf einem Easyjet-Flug von Zürich nach Lissabon kam es zu einer Prügelei. Zwei Passagierinnen stritten sich kurz nach dem Start und gerieten aneinander.
  • Und im eigentlichen Text folgt dann: In einer Easyjet-Maschine von Zürich nach Lissabon kam es am Freitagabend zu einem Streit zwischen zwei Passagierinnen, die sich gar prügelten. Wie ein News-Scout berichtet (was würden wir nur ohne sie machen), hätten sich zwei Frauen kurz nach dem Start gestritten und geschlagen.

Ich weiss gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ist es eine Meisterleistung, wenn man mit so wenig Informationen einen ganzen Artikel verfassen kann? Ist es eine unökologische Verschwendung von Buchstaben? Oder liegt einfach nicht mehr drin?

Man kann bei 20 Minuten ja Knöpfe wie „Ich fühle mich gut informiert“ oder „Der Artikel ist fair“ drücken. Ich hätte gerne den Knopf „Ich möchte mehr wissen“ gedrückt. Da wäre doch noch etwas Recherche drin gelegen (für was hat man sie denn, die News-Scouts?). Warum an einem Freitagabend? Warum auf dem Flug von Zürich nach Lissabon? Und warum Easyjet? Und vor allem: Wegen was haben sie sich geprügelt? Ging es um den Fensterplatz? Einen Mann? Einen Erbschaftsstreit? Oder Drogen- und Nierenhandel?

Aber 20 Minuten hat mich da auf eine Idee gebracht. Ich beginne jetzt, meine eigenen Blog-Beiträge zu recyclieren. Mal schauen, ob es jemand merkt. Für das gibt es dann den Knopf „Das habe ich schon einmal irgendwo gelesen“.


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