Können wir sonst noch helfen?

Man lernt immer wieder neues im Leben. In der Sonntagszeitung war kürzlich ein Artikel über Cyberangriffe und digitale Forensikerinnen zu lesen. Diese räumen nach einer Hackerattacke auf – und treten in Kontakt mit den Tätern, auch um über den Preis zu verhandeln. Besonders interessant war der geschilderte Chat-Verlauf mit „der berüchtigten Hackergruppe Akira“. Ein Auszug: Hallo. Sie haben den Akira-Support-Chat erreicht. Im Moment bereiten wir die Liste mit den Daten vor, die wir von Ihrem Netzwerk genommen haben. (…) Nach Ihrer Zahlung werden Sie die Entschlüsselungswerkzeuge für Ihre Systeme erhalten und eine Anleitung dazu. Wenn Sie in diesem Prozess irgendwelche Probleme erfahren sollten, unterstützen wir Sie. Sie erhalten auch einen Sicherheitsreport, der aufzeigt, wie wir in Ihr Netzwerk eindringen konnten.

Mein erster Gedanke war: Wow, wo wird man heutzutage noch so gut betreut? Kompromisslos Kunden- und lösungsorientiert. Aber dann ist mir aufgefallen, dass das mit dem Support noch Potential hat. Beispielsweise die gewohnte Vorselektion: Sind sie nicht einverstanden mit der Höhe der Forderung? Drücken sie die 1! Haben Sie Fragen zur Entschlüsselung? Drücken sie die 2! Wollen sie das Abonnement ändern oder einen upgrade kaufen? Drücken sie die 3! Und dann könnte man auch noch ein Vertraulichkeitszertifikat einführen: Dieser Erpresser ist mit 4.5 Punkten besonders vertrauenswürdig. Und warum nicht gleich noch ein Kundenfeedback abgeben: Bekommt 4 von 5 Punkten. Die Forderung war etwas hoch, aber die Entschlüsselung hat tadellos geklappt.

Man stellt sich das mit der Cyberkriminalität immer so bösartig vor – was es natürlich auch ist. Aber es ist auf eine wunderliche Weise auch sehr banal. Sozusagen vertraut. Was auch der Artikel bestätigt: Über die Feiertage sei es häufig ruhig – auch Kriminelle machten einmal Pause.


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